Kloster Maulbronn, Refektorien, Brunnhaus und Küche liegen am Kreuzgang von Kloster Maulbronn

MASSVOLL, STILL UND ANDÄCHTIGVOM ESSEN IM KLOSTER

Die Mahlzeiten der Zisterzienser waren streng geregelt. Wann, was und wie gegessen wurde, war in den Kapiteln 35 bis 41 der Benediktsregel nachzulesen. Doch manches ließ sich interpretieren: So galten Fische als Flussgemüse und Biber aufgrund ihrer Schwanzflosse als Wassertiere.

Hl. Benedikt übergibt seine Regel, frz. Miniatur aus einem Manuskript der Regula Benedicti, Abtei Saint-Gilles, 1129

Der heilige Benedikt übergibt seine Regel.

GENAU GEREGELT: DIE MAHLZEITEN

Die Zisterzienser richteten sich nach den Ordensregeln des heiligen Benedikt. Darin waren die Mahlzeiten klar festgelegt. In den arbeitsreichen Sommermonaten gab es täglich zwei Mahlzeiten, eine mittags und eine am Abend. Ausnahmen bildeten die traditionellen Fastentage Mittwoch und Freitag, an denen nur einmal gegessen wurde. Im Winter gab es ebenfalls nur eine Mahlzeit. Während der Fastenzeit vor Ostern erhielten die Mönche nur eine Mahlzeit am Abend. Das Abendessen wurde immer so angesetzt, dass man am Tisch kein Lampenlicht brauchte.

Ein Cellerar probiert seinen Wein. Illumination in einer Handschrift aus dem späten 13. Jahrhundert

Ein Mönch probiert Wein.

WAS DIE MÖNCHE ASSEN

Die Speisen der Zisterzienser waren fett- und nahezu fleischlos. Gekocht wurden einfache Gemüsegerichte, Brei und Hülsenfrüchte. Das Fleisch vierfüßiger Tiere war ausschließlich den Kranken vorbehalten. Nur Fisch und Geflügel waren erlaubt. Zusätzlich erhielt jeder Mönch täglich ein Pfund Schwarzbrot und einen halben Schoppen Wein (0,27 Liter), der mit Wasser vermischt wurde. Neben Brot gehörte Obst zu den Nahrungsmitteln, die fast täglich auf dem Speiseplan der Mönche standen. Das Obst stammte zum großen Teil aus den klostereigenen Obstgärten. 

Brunnenhaus in Kloster Maulbronn

Zum Händewaschen ins Brunnenhaus.

DAS GEMEINSAME MAHL IM REFEKTORIUM

Nach der Waschung im Brunnenhaus, das dem Refektorium gegenüber lag, wurde gemeinsam gegessen. Die Mönche saßen an langen Tischen nebeneinander. Sprechen war nicht erlaubt, sie verständigten sich mit Handzeichen. Wer gegen die Regel verstieß, konnte bestraft werden. Während des Essens las ein Mönch von der erhöhten Lesekanzel an der Ostwand des Herrenrefektoriums aus der Bibel oder anderen theologischen Schriften vor. Von dort war er für alle gut sichtbar. Nach dem Essen begaben die Mönche sich zu einem Dankgebet in die Kirche.

Herrenrefektorium

Das Herrenrefektorium: links, in der Westwand, die ehemalige Durchreiche zur Küche, rechts hinten, die Lesekanzel.

DER DIENST DES TISCHLESERS

Der lesende Mönch begann seine Aufgabe an einem Sonntag für die ganze Woche. Bevor er den Dienst antrat, segneten ihn seine Brüder, um den Geist der Überheblichkeit von ihm fernzuhalten. Wegen der heiligen Kommunion erhielt der Tischleser vor Beginn der Lesung etwas Mischwein. Essen durfte er erst nach der Mahlzeit mit denen, die in der Küche oder anderswo ihren Wochendienst hatten. Laut der Benediktsregel durften die Mönche nicht der Reihe nach vorlesen, sondern nur, wenn sie die Zuhörer erbauen konnten.

Unsere heutige Tischkultur ist durch eine weit zurückreichende Tradition noch immer tief in der Geschichte verwurzelt. Das Themenportal „Von Tisch und Tafel“ begleitet auf eine kulinarische Reise durch die Kulturgeschichte rund um die Gaumenfreuden von der Antike bis in die Gegenwart.

Von Tisch und Tafel