Innenansicht der frühgotischen Vorhalle der Klosterkirche Maulbronn („Paradies“)

Meisterwerke zwischen Romanik und GotikStilgeschichte

Kloster Maulbronn birgt die ersten Bauten der Gotik in Deutschland – und zugleich besonders gelungene Meisterwerke. Sie gehören zu den frühesten Beispielen dieses Architekturstils, den die Zisterzienser um 1200 aus Frankreich mitbrachten.

Hauptportal der Kirche von Kloster Maulbronn mit ornamentalen Beschlägen

Romanisches Hauptportal mit Eisenbeschlägen.

Von der Romanik zur Frühgotik

Aus der Gründungszeit des Klosters in der Mitte des 12. Jahrhunderts hat sich nur wenig erhalten. Umso kostbarer sind die frühen Zeugnisse wie die Chorschranke in der Kirche. Ihre Rundbögen weisen auf die Entstehung in der Romanik hin. Absolute Raritäten sind die Kirchentüren mit ihren Eisenbeschlägen, entstanden um 1178. Kurz nach 1200 hält die Frühgotik Einzug: Damals kam der Künstler, der als „Paradiesbaumeister“ berühmt ist, nach Maulbronn. Die romanische Klosterkirche stand zu dieser Zeit bereits.

Säulenreihe in der Vorhalle von Kloster Maulbronn

Säulenbündel in der Vorhalle.

Höhepunkte der Frühgotik

Das Kloster erhielt jetzt herausragende Neubauten, Kennzeichen des Ranges von Maulbronn bis heute. Das Paradies, die Kirchenvorhalle, ist einer der schönsten Räume dieser Zeit überhaupt. Tragende Teile der Architektur werden aufgelöst in Säulenbündel. Die „Dienste“ – dünne Stützen, vor die Wand gesetzt – scheinen die Rippen und Bögen des weiten Gewölbes zu tragen. Der frühgotische Baumeister lässt sie in unterschiedlichen Höhen ansetzen. Damit zeigen sie geradezu ein Diagramm der Lasten, die auf ihnen ruhen.

Der Kreuzgang von Kloster Maulbronn

Kennzeichen der Gotik: die Kreuzrippen.

Von der frühen zur späten Gotik

Ebenfalls zu den besten Bauten der frühen Gotik gehört das Herrenrefektorium, eine lichte, hohe Halle. Aus dieser Zeit haben sich noch weitere Bauten erhalten, etwa der Südflügel des Kreuzgangs und das Laienrefektorium. Vom Ende des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden der restliche Kreuzgang, der Schlafsaal der Mönche im Obergeschoss und der Kapitelsaal mit seinem aufwendigen Rippengewölbe. Typisch für die Baukunst der späten Gotik ist das raffinierte Netzgewölbe des Verbindungsbaus.

Spitzbogenfenster im Kreuzgang von Kloster Maulbronn

Spätgotischer Stil an einem Kreuzgangfenster.

Außenansicht des Laienrefektoriums, Kloster Maulbronn

„Romanische“ Bogenfenster aus dem 19. Jhd.

Mittelalter im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert erwachte die Begeisterung für die Architektur vergangener Epochen. Maulbronn rückte als mittelalterliches Denkmal in den Blickpunkt des Interesses. Die Architekten der Zeit ergänzten unvollständige oder im Lauf der Jahrhunderte veränderte Bauwerke so, dass sie ihrem Idealbild des Mittelalters entsprachen. In Maulbronn entstand etwa in den 1890er-Jahren das Obergeschoss des Laienrefektoriums. Die Rundbögen an diesem Bauwerk des 19. Jahrhunderts greifen romanische Vorbilder auf.

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