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Kloster Maulbronn
Unesco-Welterbe mit lebendiger Atmosphäre
Kloster Maulbronn, Klausur mit Friedenslinde

Überfälle der BauernDer Bauernkrieg

Das Kloster wurde im Bauernkrieg überfallen und geplündert, aber nicht zerstört. Trug Jakob Rohrbachs Anwesenheit in Maulbronn zur Rettung des Klosters bei?

Hohe Mauern und ein Turm, zu sehen von einem Weg aus

Die Klosteranlage war mit Wehrmauern und Türmen geschützt.

Ein mächtiges Kloster entsteht

Mitte des 12. Jahrhundert begannen die Zisterzienser mit dem Bau der großen Klosteranlage im Tal der Salzach. Das Kloster war bereits bei der Gründung mit umfangreichen Ländereien ausgestattet worden. Durch Schenkungen und Stiftungen sowie durch geschicktes Wirtschaften vermehrte es seinen Besitz: Ein geschlossenes Territorium von mehr als 20 Dörfern entstand. Maulbronn erlangte große wirtschaftliche und politische Macht. Doch im Bauernkrieg 1525 war es akut in Gefahr.

Einfarbige Darstellung einer knieenden Frau mit Kind vor bewaffneten Soldaten

Die Gräfin von Helfenstein bittet um Gnade für ihren Mann.

Was zuvor geschah: die „Weinsberger Bluttat“

Zu Ostern stürmten die Bauern des sogenannten Neckartal-Odenwälder Haufens unter der Leitung von Jäcklein Rohrbach die Stadt Weinsberg. Hier kam es zur sogenannten „Weinsberger Bluttat“: Der Obervogt Graf von Helfenstein wurde – gegen die Stimmen gemäßigterer Aufrührer –einem Spießrutenlauf unterzogen und starb. Dem Obervogt von Maulbronn erging es genauso. Mit der Bluttat in Weinsberg wurde es den Aufständischen nahezu unmöglich, den Adel auf ihre Seite zu ziehen. Der Verlauf des Bauernkrieges nahm eine für sie nachteilige Wendung. Rohrbach verlor durch diese Ereignisse viel Vertrauen bei den Aufständischen.

Gebäude aus Sandstein mit großen Maßwerkfenstern, dahinter die Klosterkirche

Blick vom Kreuzgarten zum Südflügel des Kreuzgangs.

Die Bauern und ihre Anführer sind sich nicht einig

1525 fielen drei Bauerngruppen im Kloster ein. Die Maulbronner Mönche flohen nach Speyer. Der Bauernführer Hans Wunderer und dessen Leute wollten das Kloster niederbrennen, abbrechen oder verkaufen, doch Jäcklein Rohrbach, der in Maulbronn den Oberbefehl übernommen hatte, lehnte ab. Dass sich Rohrbach dafür eingesetzt habe, Maulbronn vor der Zerstörung zu bewahren, ist aber überinterpretiert. Zu verdanken ist dies eher Marten Feuerbacher. Er war der gemäßigte – und daher bei den Bauern umstrittene – Anführer des sogenannten Württembergischen Haufens. 

Farbige Darstellung des Verurteilten, der an einen Holzpfahl gebunden und von einem Ring aus Feuer umgeben ist

Die Hinrichtung des Jäcklein Rohrbach.

Rohrbachs Schicksal

Mitte Mai wurde Jäcklein Rohrbach gefangen genommen und an Georg Truchsess von Waldburg ausgeliefert. Der auch als „Bauernjörg“ bekannte Heerführer ließ ihn am 20. oder 21. Mai 1525 bei lebendigem Leib verbrennen. Anschließend zog der Heerführer nach Weinsberg, um die Stadt zur Strafe und Abschreckung dem Erdboden gleich zu machen. Der Besitz Rohrbachs wurden der Familie des Grafen von Helfenstein übereignet. Wie es zur Erzählung kam, Rohrbach habe Maulbronn gerettet, ist nicht nachzuvollziehen – eine wissenschaftliche Überprüfung wäre erforderlich.

Vor 500 Jahren erhob sich der „gemeine Mann“ im sogenannten Bauernkrieg gegen die Obrigkeit. Über Jahrhunderte hinweg gab es immer wieder Proteste gegen die Herrschenden – die Spuren davon sind bis heute in den Monumenten zu sehen. Die Themenwelt „Macht und Wiederstand“ zeigt das Ringen um Freiheit und Gerechtigkeit auf.