Marienfesttag mit alter Tradition mitten im Advent: Mariae Empfängnis am 8. Dezember
Der 8. Dezember gibt den Anlass, auf einen Feiertag hinzuweisen, der in früheren Jahrhunderten von hoher Bedeutung war: Mariae Empfängnis. Der katholische Festtag verweist auf die große Marienverehrung, die insbesondere in den Zisterzienserklöstern üblich war. Von den vielen Altären, die der Muttergottes geweiht waren, hat die Reformation nur wenige Reste in den Kirchen übriggelassen. In der Klosterkirche von Maulbronn hat sich wie durch ein Wunder die grandiose Skulptur der Maulbronner Madonna erhalten, ein einst wohl hoch verehrtes Bildnis der Muttergottes.
BIBLISCHE GESCHICHTE ZUR HERKUNFT DER MARIA
Die Geschichte findet sich im Lukas-Evangelium: Sie erzählt von den Eltern der Maria, Anna und Joachim, die bisher kinderlos geblieben waren. Nachdem Joachim 40 Tage in der Wüste gebetet und gefastet und Anna im Tempel gebetet hatte, erschien Joachim ein Engel mit der Botschaft, dass seine Frau nun ein Kind erwarte. Die Begegnung von Anna und Joachim an der „Goldenen Pforte“, dem Stadttor von Jerusalem, nach dieser Eröffnung ist ein häufiges Motiv in der Kunst. Dass Jesus mit der Vorgeschichte von Anna und Joachim in eine Familientradition eingebunden wurde, war insbesondere für die mittelalterliche Vorstellungswelt außerordentlich anregend: Vielfigurige Bilder der „Heiligen Sippe“ mit nahen und fernen Verwandten der Kernfamilie Maria, Josef und Christuskind entwickelten sich zu einem beliebten Bildtypus und zeigten den Messias gewissermaßen eingebunden in die den Auftraggebern vertrauten Strukturen einer großen Familie.
BRAUCHTUM UND DOGMA
„Mariä Empfängnis“ wurde als kirchliches Fest seit dem 9. Jahrhundert begangen: In den Kirchen wurde damit an die Erwählung Marias schon im Mutterleib erinnert. Der Feiertag am 8. Dezember stand exakt neun Monate vor dem Fest der Mariengeburt im Kalender. Frauen durften an diesem Tag nicht arbeiten und vielerorts markierte der Feiertag den Beginn der Weihnachtsbäckerei. In Deutschland wird „Mariä Empfängnis“ allerdings schon länger nicht mehr als Feiertag begangen – hingegen existiert der Brauch in anderen Ländern Europas durchaus noch. Dahinter steht vor allem auch die katholische Lehre von der „Unbefleckten Empfängnis“: Seit dem 19. Jahrhundert wird das Hochfest aus Anlass der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria gefeiert.
KUNSTWERKE IM KLOSTER
Die Marienverehrung gehört zu den Traditionen des christlichen Glaubens, die für die Kunst sehr inspirierend war. Die Figur der Gottesmutter, an sich schon von menschlichen Zügen geprägt, wurde durch die mit ihrem Leben verbundenen Geschichten für alle Gläubigen, aber auch für die Auftraggeber, wichtig: als Fürbitterin und als den Menschen nahe Vermittlerin zur göttlichen Sphäre. In den Zisterzienserklöstern war die Marienverehrung besonders hoch: So waren etwa die großen Klosterkirchen alle der Maria geweiht. Von den vielen Altären und religiösen Bildern hat die Reformation wenig übriggelassen. Kein Wunder, denn gerade die Verehrung der Muttergottes als Vermittlerin stand in strengem Widerspruch zur Lehre der Reformatoren, dass alle Christen im Glauben direkt mit ihrem Gott verbunden waren – ohne die Zwischenstufen und Fürbitten der Priester und der Heiligen. So „entrümpelte“ man im 16. Jahrhundert die Kirchen. Der enorme Reichtum an Altären verschwand – und mit ihm auch viele Marienbilder.
DIE MAULBRONNER MADONNA
In Kloster Maulbronn hat sich wie durch ein Wunder noch die großartige Madonna aus dem frühen 14. Jahrhundert erhalten. Die Skulptur entstand zwischen 1307 und 1317 vermutlich in Köln. Wie die kostbare Marienfigur mit Kind und Reliquienkammer nach Maulbronn kam, ist ein Rätsel. Allein durch ihre Größe von 170 Zentimetern tritt die Maulbronner Madonna aus der Reihe der Marienskulpturen des frühen 14. Jahrhunderts hervor. Die Figur ist aus einem Walnussstamm geschnitzt und hat eine Reliquienkammer auf der hohlen Rückseite: Das deutet daraufhin, dass die Muttergottes ein verehrtes Andachtsbild war. Sie beindruckt zudem durch ihre Eleganz, sichtbar in den fließenden Gewandfalten und der leichten Bewegung. Seit den Untersuchungen und der Reinigung durch die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten sieht man nun auch wieder, dass die Figur ursprünglich eine reich verzierte Farbfassung mit Vergoldungen am Kleid, Mantel und Haar besaß. Das blau gefärbte Mantelfutter imitierte sogar Pelz! Auf den Vergoldungen und Mantelsäumen waren Ornamente und Glassteine angebracht. Heute ist die Figur wieder eine Augenweide im Chor der Maulbronner Klosterkirche.
REFORMATIONSAUSSTELLUNG IN DEN KLÖSTERN
Mit dem Schicksal der großen Klöster in der frühen Reformationszeit befasst sich die Ausstellung „Freiheit – Wahrheit – Evangelium. Reformation in Württemberg“, die derzeit in Maulbronn, Alpirsbach und Bebenhausen sowie am zentralen Standort in Stuttgart zu sehen ist. Die Reformationsausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg und des Landesarchivs Baden-Württemberg. Sie ist der Höhepunkt im Themenjahr „Über Kreuz“ bei den Staatlichen Schlössern und Gärten, die das ganze Jahr 2017 unter das Thema der Reformation und ihrer Folgen gestellt haben. Sie ist noch bis zum 19. Januar 2018 an allen Standorten zu sehen.
Mittwoch, 29. November 2017
Kloster Maulbronn |
Allgemeines
MARIAE EMPFÄNGNIS – ALTER FEIERTAG AM 8.12.
Der 8. Dezember gibt den Anlass, auf einen Feiertag hinzuweisen, der in früheren Jahrhunderten von hoher Bedeutung war: Mariae Empfängnis. Der katholische Festtag verweist auf die große Marienverehrung, die insbesondere in den Zisterzienserklöstern üblich war. Von den vielen Altären, die der Muttergottes geweiht waren, hat die Reformation nur wenige Reste in den Kirchen übriggelassen. In der Klosterkirche von Maulbronn hat sich wie durch ein Wunder die grandiose Skulptur der Maulbronner Madonna erhalten, ein einst wohl hoch verehrtes Bildnis der Muttergottes.