Freitag, 18. Juni 2021

Kloster Maulbronn | Allgemeines 24. Juni 1499: Johannes Brenz, „Luthers Mann in Süddeutschland“, wird geboren

Am 24. Juni 1499, vor 522 Jahren, wurde der Reformator Johannes Brenz geboren. Der Theologe ist eine der wichtigsten Personen der württembergischen Geschichte. In Kloster Maulbronn richtete er eine Klosterschule ein – eine der bedeutendsten Bildungseinrichtungen Württembergs. Ihre Tradition lebt bis heute fort.

LUTHERS MANN IN SÜDDEUTSCHLAND

Reformator, Berater des Herzogs und Architekt der evangelischen Landeskirche: Johannes Brenz war eine der wichtigsten Personen der württembergischen Geschichte. Er gründete die Klosterschule Hirsau – rund 150 Jahre lang eine der bedeutendsten Bildungseinrichtungen des Herzogtums Württemberg. Am 24. Juni 1499, exakt vor 522 Jahren, wurde Johannes Brenz als Sohn des Beamten Martin Hess, Prentz genannt, in Weil der Stadt geboren. Mit 15 Jahren, einem damals durchaus üblichen Alter, begann er ein Studium an der Universität Heidelberg. Im April 1518, ein halbes Jahr nach Martin Luthers „Thesenanschlag“ in Wittenberg und dem Beginn der Reformation, lernte Brenz den damals schon berühmten Reformator in Heidelberg kennen. Er fing Feuer für die neue reformatorische Lehre. Die revolutionären Ideen des Wittenberger Professors Luther sollten sein weiteres Leben, Denken und Handeln prägen: so sehr, dass Brenz als „Luthers Mann in Süddeutschland“ galt.

 

BRENZ ALS REFORMATOR
1522 wurde Brenz Prediger in der Reichsstadt Schwäbisch Hall und setzte sich dort erfolgreich für die Reformation ein: 1527 entwarf er eine umfangreiche Kirchenordnung für Schwäbisch Hall. Die Reichsstadt war damit eine der ersten Städte, die ihre religiösen Verhältnisse grundlegend neu regelte. Die Ordnung legte unter anderem fest, wie Taufe und Abendmahl im reformatorischen Sinn verstanden und gehalten werden sollen. Zudem schrieb Brenz einen der wichtigsten Katechismen der Reformationszeit. Ein Katechismus ist ein christliches Lehrbuch, das ganz pädagogisch in Fragen und Antworten angelegt ist. Nicht zuletzt war Brenz der Mitautor des Augsburger Bekenntnisses von 1530, der zentralen und bis heute noch gültigen Glaubensschrift der lutherischen Kirche Deutschlands.

 

ARCHITEKT DER WÜRTTEMBERGISCHEN LANDESKIRCHE
Durch seine umfangreichen Tätigkeiten hatte Brenz auch Kontakt nach Württemberg. Er wurde allmählich zum wichtigsten theologischen Ratgeber von Herzog Christoph. Er ernannte Brenz 1553 zum Stiftspropst in Stuttgart – das war das wichtigste kirchliche Amt des Herzogtums. Brenz war fortan für die Ordnung und Verwaltung der gesamten württembergischen Kirche zuständig. Durch die „Große Württembergische Kirchenordnung“ von 1559 gab er der Reformation in Württemberg eine feste Form – ein wahrer Meilenstein. Die Große Kirchenordnung klärte die organisatorischen und theologischen Grundfragen im Herzogtum. Die Schrift wurde zum Vorbild für zahlreiche lutherische Kirchenordnungen – sogar über Deutschland hinaus. So orientierte sich die schwedische Kirchenordnung von 1571 am württembergischen Vorbild. Johannes Brenz war da bereits tot: Er starb am 11. September 1570 in Stuttgart. In der Stuttgarter Stiftskirche befindet sich auch sein Epitaph, das Erinnerungsmal an das Grab des Reformators.

 

DIE ZUKUNFT DER KLÖSTER

Als Stiftspropst war Brenz für die Verwaltung der Klöster zuständig. Der württembergische Staat hatte während der Reformation Besitz von ihnen ergriffen. Was sollte mit den Klöstern geschehen? Durch die Reformation gab es keine Mönche mehr – dieser geistliche Stand war für die evangelischen Christen abgeschafft. Brenz fasste den Plan, dass aus den Klöstern Schulen für die zukünftigen evangelischen Pfarrer werden sollten. Zusammen mit Ambrosius Blarer, einem ehemaligen Mönch aus dem Schwarzwaldkloster Alpirsbach, brachte er im Jahr 1556 diese Neuordnung auf den Weg.

 

DAS KLOSTER WIRD EINE KLOSTERSCHULE

In Kloster Maulbronn und den anderen Klosterschulen sollten nun „gottsförchtig und glert leutt, so der gemeinen christlichen Kirchen dienstlich und nützlich sein mögen, aufferzogen werden“. Die Schüler wurden ausführlich in der Bibel unterrichtet, damit sie „der kirchen nit allein mit beten …, sonnder auch mit leeren und predigen dienen kündten“. Und die alten, katholischen Mönche? Sofern sie ihr Kloster nicht bereits verlassen hatten, wartete man nun auf ihr „absterben“. In manchen Klöstern gab es daher einen fließenden Übergang zwischen dem alten Klosterleben der Mönche und der evangelischen Klosterschule. In Blaubeuren beispielsweise hörten die Klosterschüler noch einige Jahre die Mönche „uff minchisch prommen“ – auf Mönchisch brummen. Auch im Kloster Maulbronn gab es ein Nebeneinander von katholischen Mönchen und protestantischen Klosterschülern. Der letzte katholische Abt von Kloster Maulbronn starb 1557. Valentin Vannius wurde 1558 sein Nachfolger und erster evangelischer Abt. Doch noch immer weigerten sich die Mönche zu gehen. Erst 1566 verließ der letzte gegen eine Abfindung von 300 Gulden das Kloster.

 

DIE KLOSTERSCHULE ALS ERFOLGSGESCHICHTE

Für den Schulbetrieb waren die Gebäude der Klosteranlage gut geeignet. Es brauchte nur wenige Umbauten. Eine davon ist die schlichte Kanzel in der Klosterkirche, die unter Abt Valentin Vannius 1560 eingebaut wurde. Die Jahreszahl und das Wappen Vannius‘ verweisen bis heute auf die Ursprünge der Lehranstalt. Die Klosterschulen waren eine württembergische Erfolgsgeschichte. Aus ihnen gingen nicht nur große Theologen, sondern auch sprachgewaltige Dichter und bedeutende Denker hervor. Zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Maulbronner Klosterschule zählen der Astronom Johannes Kepler sowie der Schriftsteller Hermann Hesse. Bis heute führt das Evangelische Seminar Maulbronn die damals begründete Tradition fort. Noch immer leben und lernen Schülerinnen und Schüler in den alten Klostermauern.

 

SERVICE UND INFORMATION

Kloster Maulbronn

Geöffnet: täglich 09.30 bis 17.30 Uhr, letzter Einlass 16.45 Uhr

 

PREIS

Erwachsene      9,00 €

Ermäßigte         4,50 €

Familien           22,50 €

 

Mit Audioguide

Erwachsene      12,00 €

Ermäßigte         6,00 €

Familien           30,00 €

 

VORAUSSETZUNGEN für den Besuch

•           Erhebung Kontaktdaten:

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INFORMATIONEN

Kloster Maulbronn
Infozentrum Kloster Maulbronn
Klosterhof 5
75433 Maulbronn
Telefon +49 (0) 70 43.92 66 10
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