SCHULBILDUNG IN MAULBRONN
Georg Herwegh wurde 1817 in kleinbürgerliche Verhältnisse hineingeboren. Sein Vater, Ludwig Ernst Herwegh, war Gastwirt in Stuttgart, seine Mutter Rosine Catharina zumeist Hausfrau. Georg trat den üblichen Bildungsweg an: Mit 11 Jahren besuchte er die Lateinschule in Balingen, mit 14 Jahren, 1831, wechselte er nach Maulbronn. In der großen Klosteranlage befand sich ein evangelisches Seminar: ein öffentliches Gymnasium mit kirchlichem Internat. Herwegh lebte, lernte und rebellierte hier bis 1835. Jahrzehnte später brach ein anderer Schüler, der junge Hermann Hesse, aus dem Internat aus – und rechnete später in seinem Werk „Unterm Rad“ mit der bedrückenden Pädagogik des Seminars ab.
REBELLISCHE JAHRE
Nach 1835 nahm Georg Herwegh das Studium der Theologie und Rechtswissenschaften am Tübinger Stift auf. Doch weil sich der Freigeist nicht mit dem engen Regelkorsett anfreunden konnte, musste er das Stift verlassen. Statt für eine Karriere im württembergischen Staatsdienst entschied sich Herwegh, in Stuttgart als Schriftsteller zu arbeiten. Als er aus dem württembergischen Militärdienst desertierte, floh er 1839 vor der Verfolgung in die Schweiz.
EIN EXILANT SCHREIBT GEGEN DIE OBRIGKEIT AN
Seiner Kreativität und seinem politischen Engagement tat das Exil gut: Mit seinen „Gedichten eines Lebendigen“ gelang ihm 1841 sein literarischer Durchbruch. Als nächsten Schritt plante Herwegh eine Zeitschrift zu veröffentlichen: Als Chefredakteur des „Deutschen Boten aus der Schweiz“ wollte er die scharfe Zensur und die Unterdrückung in den deutschen Landen anprangern. Auf Deutschlandreise warb er neue Mitarbeitende und lernte in Berlin seine spätere Ehefrau Emma kennen. Noch bevor der „Deutsche Bote“ erscheinen konnte, verbot der preußische König Friedrich Wilhelm IV. die kritische Zeitschrift – Georg und Emma flohen nun gemeinsam in die Schweiz. Fast zeitgleich musste Karl Marx das Verbot der „Rheinischen Zeitung“ hinnehmen, deren Chefredakteur er. Kritische Schreiber hatten es schwer in diesen Tagen.
HERWEGH UND DIE REVOLUTION VON 1848/49
Alle Verbote und Zensurversuche konnten nicht verhindern, dass besonders in Baden die Rufe nach Freiheit und Demokratie lauter wurden. In der Revolution von 1848 führte Georg Herwegh einen bewaffneten Freiwilligenverband an – begleitet von seiner Ehefrau Emma. Als „Herwegh-Zug“ marschierten die Aufständigen von Paris aus, um dem berühmten badischen Revolutionär Friedrich Hecker zu helfen. Ihre Hoffnungen wurden enttäuscht und Herwegh musste erneut in die Schweiz fliehen.
EIN AKTIVIST DER ARBEITERBEWEGUNG
Am Aufbau der deutschen Arbeiterbewegung nahm er leidenschaftlich teil. 1866 kehrte er nach Deutschland zurück und schloss sich drei Jahre später der neuen marxistisch-revolutionären Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) an. Sein Talent als politischer Wortschmied brachte er als ständiger Mitarbeiter der sozialdemokratischen Zeitschrift „Der Volksstaat“ ein. Er verfasste scharfzüngige Spottgedichte gegen die Obrigkeit, verurteilte den preußischen Militarismus und den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Seine bekanntesten Verse, das von Hanns Eisler vertonte Gedicht „Mann der Arbeit, aufgewacht“, gehörte zum kämpferischen Liedgut der Arbeiterbewegung. Am 7. April 1875 starb Herwegh im badischen Lichtental. Besonders in der badischen Sozialdemokratie blieb das Andenken an ihn erhalten und stiftete Identität.
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