KÖNIGIN KATHARINA UND EINE NOTZEIT
In schwierigen Situationen kann man unterschiedlich reagieren. Eine Möglichkeit: mit klarem Kopf und menschlichem Gefühl nach Lösungswegen suchen. Königin Katharina kam 1816 durch ihre Heirat mit König Wilhelm I. nach Württemberg – und das junge Paar trat die Herrschaft an in einem Land, das unter einer bedrohlichen Hungerkatastrophe litt. Neben der aktuen Nothilfe durch Getreidekäufe setzte das Königspaar auf nachhaltige Verbesserungen. Das Schulwesen und Bildungssystem standen dabei im Zentrum. Königin Katharina etwa sorgte dafür, dass auch für Mädchen Bildung zugänglich wurde. Sie gründete unter anderem die erste höhere Schule für Mädchen, das heute noch bestehende Katharinenstift in Stuttgart. Das war innovativ und ein Schritt in Richtung auf Chancengleichheit – und es erschloss für ein kleines Land wie Württemberg neue Möglichkeiten. In der Katastrophe von 1816 lag der Beginn einer Entwicklung.
ZARENTOCHTER KATHARINA IN WÜRTTEMBERG
Katharina Pawlowna war die Tochter des russischen Zaren. Die Menschen in Württemberg waren schnell von der klugen und jungen Königin begeistert. Und die Popularität stieg noch, als das Königspaar in dem durch Kriege, Schlechtwetter-Perioden und Missernten notleidenden Land schnell Maßnahmen ergriff, um soziale und wirtschaftliche Verbesserungen zu erreichen. Als Königin Katharina überraschend im jugendlichen Alter von 30 Jahren starb, war die Trauer groß. König Wilhelm ließ für den Bau ihres Mausoleums die Stammburg der Familie abreißen, die Burg auf dem Württemberg. In der Gruft der Grabkapelle liegt das Königspaar bis heute begraben.
HELD ODER HELDIN 2020 GESUCHT
Auf die historischen Vorbilder baut jetzt die Aktion „Held oder Heldin 2020 gesucht“ auf. Die Staatlichen Schlösser und Gärten fragen ihre Gäste: Wer ist für Sie heute eine Heldin oder ein Held? Wer hat sich in Coronazeiten heldenhaft verhalten? Wer hat das Beste aus der Krise gemacht und eine neue Idee entwickelt? Wer einer persönlichen Heldin oder einem Helden ein Dankeschön widmen will und eine Freude machen, kann sich per Mail heldenhaft2020@ssg.bwl.de oder per Post bei den Staatlichen Schlösser und Gärten melden. Die ausgwählte Person erhält dann als Geschenk eine Schlosscard. Das Gutscheinheft öffnet die Tore von 26 Schlössern, Klöstern und Gärten und gilt ab dem ersten Besuch ein Jahr lang. Und die gesamte Aktion ist interaktiv und partizipativ angelegt: Alle sind eingeladen, von den Heldinnen und Helden zu erzählen, die sie beschenken wollen – und sie damit in die neue „Heldengalerie 2020“ bei Facebook oder Instagram unter #heldenhaft2020 aufnehmen zu lassen.
DER HISTORISCHE HINTERGRUND
Mit der Aktion „Held oder Heldin 2020 gesucht“ knüpfen die Staatlichen Schlösser und Gärten knüpfen an die Biographien von vier historischen Personen an, die an schwierigen Punkten der Geschichte ihr Leben und ihre Aufgaben meistern mussten – und jede steht für ein Datum. „Heldin 1689“ ist Liselotte von der Pfalz, die sich auch in schwierigen Situationen nicht scheute, zu sagen, was sie richtig fand – oder auch grundfalsch, wie etwa den Angriff ihres Schwagers Ludwig XIV. auf die Pfalz, ihre Heimat. „Held 1780“ ist Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, der die Wissenschaften förderte – unter anderem gehen so wichtig Alltagsdinge wie der Blitzableiter auf seine Einwirkung zurück. „Heldin 1818“ ist Königin Katharina von Württemberg, die sich in der Not sozial engagierte und außerdem die erste höhere Schule für Mädchen gründete. Der „Held 1819“ ist der württembergischen König Wilhelm I., unter dessen Regierung das Land eine konstitutionelle Monarchie, ein Staat mit Verfassung, wurde, außerdem schaffte er die Leibeigenschaft ab, förderte die Landwirtschaft und schuf das Cannstatter Volksfest.