SCHULZEIT IN MAULBRONN
Kepler stammte aus der nahen Reichsstadt Weil der Stadt. Es waren arme Verhältnisse: Der Vater hatte die Familie verlassen, als Johannes Kepler fünf Jahre alt war. Der Junge erkrankte schwer an Pocken und mit lebenslangen Folgen: Kepler sah schlecht. Aber er war begabt und klug, so dass er durch das neue württembergische Schulsystem, das mit der Reformation eingeführt worden war, in gute Schulen kam. Mit 13 Jahren begann er seine Laufbahn in der evangelischen Klosterschule in Adelberg, dann kam er nach Maulbronn in die höhere Klosterschule. Und trotz seines schlechten Gesundheitszustandes absolvierte er die dreijährige Schulzeit erfolgreich.
EINE HOCHMODERNE EINRICHTUNG
Die württembergischen Klosterschulen waren hochmodern: Erstmals erhielten auch Kinder aus ärmeren Familien die Möglichkeit einer höheren Schulbildung. Sie war verbunden mit der Auflage, anschließend am Tübinger Stift Theologie zu studieren und später Pfarrer oder Lehrer zu werden. Die 10- bis 14-jährigen Jungen, die die Aufnahmeprüfung bestanden, bekamen ein Stipendium für die Ausbildung. Der Schulalltag war von einer Fülle an Lehrstoff, strenger Disziplin und Erfolgsdruck geprägt. Bei Johannes Kepler führte diese Erziehung zum Erfolg. In Kloster Maulbronn besteht diese Schule seit der Reformation, eine Tradition von bald 500 Jahren.
BEEINDRUCKENDE LAUFBAHN
1589 begann Kepler sein Theologiestudium in Tübingen. Doch aufgrund seiner ausgeprägten mathematischen Begabung entschied sich Kepler für eine Laufbahn als Naturwissenschaftler. In Tübingen lernte er das heliozentrische System, bei dem nicht die Erde, sondern die Sonne die Mitte des Weltalls bildet, von Nikolaus Kopernikus kennen. 1591 schoss er das Studium ab und nahm einen Lehrauftrag für Mathematik in Graz an. Eine enorme Karriere begann: Neun Jahre später, im Jahr 1600, wurde er kaiserlicher Mathematiker und Hofastronom des Kaisers Rudolf II. in Prag. Ab 1612 arbeitete Kepler die letzten Lebensjahre als Mathematiker in Linz.
EINFLUSS AUF DIE NACHWELT
In Linz entdeckte er am 15. Mai 1618 bei der Untersuchung der Umlaufbahn des Mars, die Gesetzmäßigkeit, die der Bewegung zugrundelag. Bis heute ist die Regel bekannt als das dritte Keplersche Gesetz. 1619 veröffentlichte er seine Entdeckungen im Werk „Harmonices mundi libri V“, das im Deutschen „Fünf Bücher zur Harmonik der Welt“ heißt. Kepler sprach in diesem Werk von einem harmonischen Gesetz. Er glaubte, dass es eine musikalische Harmonie enthülle, die der Schöpfer im Sonnensystem verewige. Die Keplerschen Gesetze bilden bis heute die Grundlage der modernen Astronomie. An den berühmten Schüler wird im Maulbronner Klostermuseum erinnert – wie auch an andere große „Maulbronner Köpfe“, Absolventen der Maulbronner Klosterschule über die Jahrhunderte.
Service und Information
Kloster Maulbronn, der Ort, an dem Johannes Kepler zur Schule ging, hat nach der Corona-Schließung wieder täglich von 9.00 bis 17.30 Uhr geöffnet. Zur Wahrung der Vorschriften der Corona-Verordnungen hat die Klosterverwaltung den Rundgang durch Klausur und Klosterkirche als Einbahnstraße geregelt.
WEITERE INFORMATIONEN
Kloster Maulbronn
Klosterhof 5
75433 Maulbronn
+49(0)70 43.92 66 10
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